bei Evi Allemann
Bis Ende 2020 soll Ostermundigen erste Schritte in Richtung Fusionsverhandlungen mit der Stadt Bern an die Hand nehmen. Auch weitere Gemeinden um Bern könnten sich der Fusion anschliessen. Sie sind eine klare Befürworterin von Fusionen, wieso?
Evi Allemann: Der Kanton Bern ist auf leistungsstarke Gemeinden angewiesen. Ab dem 1. Januar 2019 hat der Kanton Bern noch 346 Gemeinden, was immer noch schweizweiter Rekord ist. Für die Weiterentwicklung der Fusionsförderung ist es wichtig, dass grosse, strategische Fusionsvorhaben künftig von zusätzlichen Anreizen - beispielsweise in Form eines Zentrumsbonus - profitieren können. Somit wäre es möglich, unterschiedliche Finanzstärken besser auszugleichen. Primär ist es aber wichtig, dass wir die Mittel für die Fusionsförderung gezielter einsetzen und Zusammenschlüsse dort unterstützen, wo leistungsfähige und sinnvolle Einheiten entstehen können.
Mit raschen Entscheiden und einfachen Strukturen möchten Sie näher an die Bevölkerung - so lautet eines Ihrer drei Legislaturziele. Was kann die Kantonsverwaltung konkret zu diesem Ziel beitragen?
Die digitale Transformation verändert die Erwartungen der Bevölkerung an die Art und Weise, wie öffentliche Dienstleistungen erbracht werden. Meine Direktion bietet schon heute verschiedene digitale Dienstleistungen an, entwickelt sie weiter und baut sie aus. Dazu gehören beispielsweise das elektronische Baubewilligungsverfahren (eBau), die digitale Nutzungsplanung (dNPL), die persönliche Meldepflicht beim Umzug (eUmzug) oder der öffentliche Zugang zu den Daten des Grundbuches (GRUDIS public). Wir wollen die Chancen der Digitalisierung aktiv nutzen und einen Mehrwert für die Bevölkerung schaffen.
Der Schweizerische Gemeindeverband hat das Jahr 2019 zum «Jahr der Milizarbeit» deklariert. Wo sehen Sie als bernische Gemeindedirektorin Möglichkeiten, das Milizsystem zu stärken?
Damit das Milizsystem gestärkt werden kann, braucht es Engagement auf allen Ebenen – Wirtschaft, Gesellschaft, Kanton und Gemeinden. Es müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es den kommunalen Behörden einfacher machen, die heutigen komplexen Aufgaben und Herausforderungen zu meistern. Beruf und politisches Engagement müssen zeitlich vereinbar sein, und dies muss gefördert werden. Hier sind auch die Arbeitgeber in der Pflicht. Ganz bestimmt braucht es aber auch ein Umdenken in der Gesellschaft. Bürgerinnen und Bürger sollten sich wieder vermehrt fragen, was sie für ihre Gemeinde tun können und nicht umgekehrt.
Als studierte Juristin haben Sie sich in früheren Jahren auch in der Ausbildung von KV-Lernenden in der öffentlichen Verwaltung engagiert. Wie steht es um den Nachwuchs, ist die öffentliche Verwaltung ein attraktiver Arbeitgeber?
Die kantonale Verwaltung bietet jedes Jahr zwischen 120 und 130 Ausbildungsplätze in ungefähr 20 verschiedenen Berufsgruppen an - vom Oberland bis in den Berner Jura. Der Kanton legt Wert auf eine qualitativ hochwertige Ausbildung. Jährlich kann der Kanton rund 20 Jugendlichen zu einem Abschluss mit Auszeichnung (Lehrabschluss mit Note 5.3 und besser) gratulieren. Es freut mich, dass ein Anliegen, welches ich vor 20 Jahren als Grossrätin eingebracht habe, umgesetzt werden konnte: Die Lernenden in der kantonalen Verwaltung haben jährlich 32 Tage Ferien. Das rundet die auch sonst attraktiven Anstellungsbedingungen und Laufbahn-Perspektiven für Lernende ab.