bei Regula Ehrismann
Mit Beginn Ihres Amtsantritts am 1. Juli wird auch das Geschäftsleitungsmodell in der Behördenorganisation eingeführt. In welchen Bereichen erhoffen Sie sich konkret Entlastung für den Gemeinderat und insbesondere für Sie als Gemeindepräsidentin?
Wir versuchen so weit als möglich strategische / politische Bereiche von operativen / betrieblichen zu trennen. Der Gemeinderat sollte so entlastet werden. Wie sich das aber konkret umsetzen lässt, werden wir erst nach dem Start sehen. Wir haben eine lange Liste von Aufgaben und Kompetenzen, denen wir die jeweiligen Entscheidungsträger zugeordnet haben. Dies ist nun oft die Geschäftsleitung oder ein einzelnes Mitglied und nicht mehr der Gemeinderat.
Im «Landboten» war zu lesen, dass Sie aufgrund Ihrer beruflichen und privaten Verpflichtungen eigentlich nicht Gemeindepräsidentin werden wollten. Gäbe es nebst dem Geschäftsleitungsmodell allenfalls noch andere Chancen, um die Behördenarbeit attraktiver und zeitsparender zu gestalten sowie schliesslich mehr Kandidaten für ein freies Amt zu finden?
Für ein Behördenamt braucht man die nötige Zeit. Diese aber frei zu bekommen ist aus meiner Sicht schwierig. Man müsste sicher einmal über die Entschädigung nachdenken. Wenn ich bei meiner Arbeitsstelle von 100 auf 80 Prozent reduzieren muss, um einer Behördentätigkeit nachzugehen und dann auch noch einen finanziellen Verlust davon habe, ist das sicher nicht attraktiv.
Sie sind die erste Gemeindepräsidentin von Zell. Auch in anderen Gemeinden des Kantons Zürich hat der Frauenanteil in Gemeinderäten zugenommen. Wie erklären Sie sich diesen Wandel?
Ich habe diesen Wandel auch beobachtet, doch fehlt mir eine Erklärung dazu. Vielleicht liegt es daran, dass nun meine Generation Frauen in ein Alter kommt, in dem sie wieder Zeit für etwas anderes hat und auch die Möglichkeit dazu. Meine Mutter musste sich in meinem Alter erst noch daran gewöhnen, dass Frauen überhaupt in der Politik mitreden dürfen.
Welche Themen liegen Ihnen besonders am Herzen?
Meine bevorzugten Themen sind sicher die Sozialpolitik, Familien und junge Erwachsene. Es ist mir ein Anliegen, dass es uns gelingt, die Sozialkosten im Griff zu haben und trotzdem gegenüber jedem einzelnen Menschen, der sie braucht, fair zu bleiben.
Was erhoffen Sie sich, am Ende Ihrer ersten Legislaturperiode 2022, über Ihr Amt als Gemeindepräsidentin von Zell sagen zu können?
Es war spannend und interessant, ich habe viel Neues gelernt und mein Zeitmanagement im Griff gehabt. Darum kandidiere ich für eine weitere Legislatur!