bei Oliver Küng
Per 1. Januar 2019 gilt HRM2 für alle Gemeinden. Sind die Gemeinden vorbereitet?
Zur Vorbereitung standen und stehen everschiedene Angebote in den Bereichen Schulungen, Unterstützung und Austausch parat. Die Gemeinden sind zurzeit daran, den neuen Kontoplan aufzugleisen sowie das Budget 2018 umzuschreiben und die Software anzupassen. Die Umstellung auf HRM2 ist eine Chance alte Zöpfe abzuschneiden – schade, wenn man dies nicht nutzt und die Strukturen nicht überdenkt.
Sind die Vorgaben der neuen Rechnungslegung praktikabel für die heterogene Gemeindelandschaft im Kanton Zürich im Sinne eines «Rezepts für alle»?
Rezepte sind bekanntlich Geschmacksache. Der Kantonsrat hat im neuen Gemeindegesetz viele Wahlfreiheiten und Handlungsspielräume gelassen, welche die Gemeinde nützen sollten. Grundsätzlich ist die Rechnungslegung praxisfähig.
Welche Neuerungen im nGG betrachten Sie als Erfolg bzw. Erleichterung für die Gemeinden?
Die Trennung von Finanzpolitik und Rechnungslegung erachte ich als klare Verbesserung. Der Kanton Zürich wächst noch immer stark. Dass die Rechnung nun nach betriebswirtschaftlichen Grundlagen aufgebaut ist, kommt besonders den grösseren bzw. wachsenden Gemeinden zugute: Es zahlt, wer etwas nutzt.
Welchen Rat geben Sie den Gemeinden, um auch in Zukunft eine gesunde Finanzpolitik gewährleisten zu können?
Ich empfehle, finanzpolitische Entscheide langfristig und ganzheitlich betrachtet zu fällen. Planen für Generationen statt für eine Legislatur. Die Refinanzierung von Anlagevermögen hat für mich eine höhere Priorität als ein kurzfristig attraktiver Steuerfuss.
Wagen wir einen Blick in die Kristallkugel: Wie verändert sich das Berufsbild der Finanzfachleute im Zeitalter der Digitalisierung?
Die Finanzfachleute werden vielleicht mehr zum Prozessbegleiter und den Buchungssatz erledigt ein Computer. Die Rechnung muss jedoch immer noch geprüft und das Budget vom Gemeinderat beraten werden. Hingegen wünschte ich mir mehr nationale E-Gouvernment-Lösungen. Unsere Strukturen und Systeme sind historisch über alle Staatsebenen gewachsen und leider tun Menschen sich schwer, wenn diese verändert werden sollen. Aber Insel-Lösungen bringen uns nicht weiter und kosten sehr viel. Die Digitalisierung ist eine Chance für Skalen-Effekte.