bei Pascal Kern
Das Ende des Verbrennungsmotors ist absehbar. Was kommt auf die Gemeinden zu mit dem Wechsel zum Elektroauto?
Die Gemeinden müssen sich vor allem mit zwei Dingen beschäftigen: 1. Immer mehr Elektroautonutzerinnen und -nutzer stellen Bedürfnisse an Ladestationen in ihrer Gemeinde. Ob und wo solche Ladestationen aufgestellt werden, sollten sich Gemeinden nun langsam überlegen. 2. Es drängt sich unmittelbar die Frage der Finanzierung auf. Wer bezahlt das alles?
Wie reagieren die Gemeinden auf diese Entwicklungsschritte und wie unterstützt der Kanton dabei?
Sehr unterschiedlich. Es gibt sehr proaktive Gemeinden, welche uns bereits erläutert haben, wie ihr Masterplan aussieht und wo sie welche Ladestationen bauen wollen. Führend sind hier zum Beispiel die Stadt Wädenswil oder die Stadt Zürich, welche sehr aktiv sind in diesem Thema. Vor allem im ländlichen Gebiet gibt es aber auch viele Gemeinden, die wissen noch gar nicht, was auf sie zukommt.
Wichtig ist aus meiner Sicht, dass sich nicht alle Gemeinden den grundlegenden Fragen in Bezug auf die Elektromobilität stellen müssen. Uns ist es wichtig, dass wir das Grund-Know-how zur Verfügung stellen können. Zum Beispiel bei der Frage des Standortes einer solchen Ladestation können wir die Pro's und Contra's bereits liefern. Und ganz wichtig ist natürlich die Unterstützung finanzieller Art. Hier bieten wir als Kanton mit dem Förderprogramm Unterstützung an.
Welche Rolle haben Gemeinden bei der Förderung der Elektromobilität, und welche sehen Sie eher bei der Wirtschaft bzw. den Mobilitätsnutzern?
Die Mobilitätsnutzerinnen und -nutzer kommunizieren ihr Bedürfnis, dass sie eine Möglichkeit möchten, um ihr Auto zu laden. Die Wirtschaft wird dort tätig, wo eine Ladestation ein Businesscase werden kann – wenn es finanziell attraktiv wird für eine Firma. Ich denke also, neue Geschäftsmodelle werden in den nächsten Jahren bestimmt kommen. Die Gemeinden sind dann gefordert, wenn solche Angebote nicht von der Wirtschaft abgedeckt werden. Ich sehe auch hier die Aufgabe der öffentlichen Hand darin, in die «Lücke» zu springen und so eine Dienstleistung bereitzustellen. Zudem ist die Zusammenarbeit zwischen Energieversorgungsunternehmen, dem Kanton und den Gemeinden enorm wichtig.
Welche Gefahr besteht für Gemeinden, die nicht rechtzeitig auf die aktuelle Entwicklung reagieren?
Wenn eine ländliche Gemeinde nicht sofort proaktiv reagiert, finde ich das nicht so ein grosses Problem. Oft haben ländliche Gegenden vor allem Quartiere mit Einfamilienhäusern und genügend Parkmöglichkeiten. Dort kann eine Privatperson gut auch auf dem eigenen Grundstück eine Ladestation einrichten, oder bei einer Überbauung in der Tiefgarage. Herausfordernd sehe ich die Situation in städtischen Gebieten, in welchen nicht jeder Fahrzeugbesitzer/jede Fahrzeugbesitzerin einen eigenen Parkplatz hat. Wie gelingt es, ein Aufladen über Nacht zu garantieren, wenn zum Beispiel vor allem blaue Zonen verfügbar sind und wie werden Parktarife mit Auflademöglichkeiten kombiniert? Da müssen sich aus meiner Sicht vor allem die Städte noch einer grossen Herausforderung stellen.
Kann die Elektromobilität überhaupt einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten? Oder wären Massnahmen in anderen Bereichen wichtiger?
Grundsätzlich gehen wir von drei Schritten aus. Die erste und wohl beste Strategie ist die Vermeidungsstrategie. Sprich: Auf den Verkehr verzichten. Der zweite Schritt ist die Verkehrsverlagerung auf umweltfreundlichere Massnahmen wie zum Beispiel das Fahrrad, zu Fuss oder die öffentlichen Verkehrsmittel. Ist ein Auto unumgänglich sollte der dritte Schritt umgesetzt werden: So verträglich wie möglich. Aus meiner Sicht bietet die Elektromobilität eine gute Möglichkeit. Zwar sind die Batterien in der Produktion zuerst umweltschädlicher, in der gesamten Bilanz jedoch sind sie laut den neuesten Studien doppelt so gut wie ein herkömmlicher Verbrennungsmotor. Das Autofahren wird man nie komplett verbieten können und deshalb ist es wichtig, den möglichst besten Weg zu finden.
Zum Schluss: Wie stellen Sie sich unsere Mobilität im Jahr 2050 vor?
Gewisse Dinge werden immer noch gleich sein, anderes wird sich ändern. Klar ist für mich, dass wir nach wie vor unser Handy zur Hand nehmen werden, wenn wir von A nach B wollen. Unser Smartphone wird uns dann verschiedene Optionen vorschlagen. Was jedoch anders sein wird, ist die gesamte Logistik und die Abwicklung im Hintergrund. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir in uns in einigen Jahren nicht mehr mit einem Billettkauf auseinandersetzen müssen. Das Auto wird aus meiner Sicht nach wie vor eine Rolle spielen. Bestimmt wird es in rund 25 Jahren mehr vollautomatische Fahrzeuge geben, aber ich denke, die werden bis dann nicht komplett übernommen haben. Es wird wohl eine Mischform aus vollautomatischen und personengesteuerten Fahrzeugen geben. Zudem hoffe ich, dass wir im Bereich Parkplatzsituation Fortschritte machen. Dass es weniger Parkplätze gibt und wir somit mehr grosse Bäume pflanzen können. Denn diese leisten schlussendlich einen grossen Teil ans Klima und dass unsere Städte weiterhin attraktiv bleiben.
Mehr zum Förderprogramm «Elektromobilität» im Kanton Zürich erfahren Sie hier.