Nachgefragt

bei Andri Silberschmidt, Nationalrat der FDP.Die Liberalen Zürich

Andri, du setzt dich stark für die Förderung von Innovation und Unternehmertum ein. Welche Rolle spielt die Digitalisierung in Bezug auf Innovation und wo steht hier die Schweiz im internationalen Vergleich?
Die Digitalisierung ermöglicht es Unternehmen, Prozesse zu automatisieren, Daten besser zu nutzen und so ihre Effizienz sowie Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Daraus resultiert mehr Zeit für wertschöpfungsreiche Arbeiten wie die (Weiter-)Entwicklung von Innovationen.
Im internationalen Vergleich steht die Schweiz noch immer sehr gut da. Gerade unsere Hochschulen sind Innovationstreiber. Gleichzeitig ist eine Verschlechterung der Rahmenbedingungen festzustellen, die darin resultiert, dass zu viel Zeit für unproduktive, wertschöpfungsarme Arbeitsschritte aufgewendet werden muss. Hierbei denke ich vor allem an die fehlenden digitalen Schnittstellen zum Staat. Um auch weiterhin zu den innovativsten Ländern zu gehören, müssen wir uns hier dringend verbessern.

Digitale Technologien können Unternehmen helfen, ihre Ressourceneffizienz zu verbessern, was in Zeiten des Fachkräftemangels besonders wichtig ist. Wie können die Rahmenbedingungen verbessert werden, damit das Digitalisierungspotenzial von Firmen und Verwaltungen in der Schweiz besser genutzt wird?
Wichtig ist, dass die öffentlichen Verwaltungen auf allen föderalen Ebenen endlich das Digital-First-Prinzip umsetzen, damit sämtliche Prozesse und Behördengänge digital abgewickelt werden können. Das spart Zeit, Geld und vor allem Humanressourcen.

Dir ist Bildung und lebenslanges Lernen ein Anliegen. Wie kann deiner Meinung nach Bildung dazu beitragen, das Unternehmertum in der Schweiz nachhaltiger und innovativer zu gestalten? Welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung?
Die Bildung ist der Schlüssel dazu, dass wir unseren Wohlstand und unsere weltweit führende Rolle im Bereich der Innovation auch in Zukunft halten können. Insbesondere, indem wir das unternehmerische Denken und Handeln stärker in der Schweizer Bildungslandschaft verankern. Denn wir brauchen unternehmerisch denkende und handelnde Angestellte, die Verantwortung für ihren Wirkungsbereich übernehmen und Unternehmen mitgestalten (Intrapreneurship). Zudem brauchen wir Gründer/innen, die Innovationen erfolgreich lancieren und Nachfolger/innen, die dafür sorgen, dass bestehende Unternehmen, deren Nachfolge ungeregelt ist, weitergeführt werden. Das stärkt den Wirtschaftsstandort Schweiz und führt dazu, dass das Unternehmertum in der Schweiz nachhaltiger und innovativer gestaltet wird.
Die Digitalisierung eröffnet neue Möglichkeiten des Lernens: Über Algorithmen kann viel zielgerichteter auf den individuellen Lernfortschritt eingegangen werden. Das befähigt jedes Individuum, das Beste aus sich herauszuholen, was wiederum die Bildungschancen und den sozialen Aufstieg stärkt.

Du setzt dich für eine effiziente und nachhaltige Wirtschaft ein. Kannst du Beispiele für erfolgreiche Initiativen oder Projekte nennen, bei denen digitale Technologien zur Verbesserung des Ressourcenmanagements in Unternehmen beigetragen haben und wie könnten solche Initiativen auf Ebene Verwaltung gefördert werden?
Ein erfolgreicher Schweizer Export, der zur Verbesserung des Ressourcenmanagements in Unternehmen beiträgt, ist Starmind. Das 2010 in Zürich gegründete Startup stellt selbstlernende Know-how-Netzwerke für Firmen zur Verfügung, analysiert mittels künstlicher Intelligenz Inhalte und Aktivitäten und leitet Fragen automatisch an Experten innerhalb der Firma weiter.
Möglichkeiten, solche Initiativen oder Tools in der öffentlichen Verwaltung zu fördern, sind im Kommen. So hat die Bundeskanzlei kürzlich zum ersten Mal eine GovTech-Innovationsbörse durchgeführt, wobei Teilnehmende aus der Bundesverwaltung gemeinsam mit Schweizer Startups Ideen und Lösungsvorschläge zu konkreten Herausforderungen der Verwaltung entwickelt.