Projekt

Konflikte konstruktiv lösen

Konflikte sind häufig, meist unangenehm und oftmals teuer. Kein Wunder, füllt die Ratgeberliteratur ganze Bibliotheken. Sie ist allerdings nur bedingt hilfreich, denn jede Situation ist individuell. Statt uns auf Patentrezepte zu verlassen, versuchen wir deshalb, jeweils eine angemessene Vorgehensweise zu finden. Dabei lassen wir uns von folgenden Überlegungen leiten: 

  • Person und Sache trennen: Man muss sich nicht mögen, um zusammen zu arbeiten, gegenseitiger Respekt reicht. Wenn es gelingt, sich auf die gemeinsame Aufgabe zu konzentrieren, geht der Fokus automatisch von den Personen weg und hin zum Inhalt. Dadurch treten die kritisierten Unzulänglichkeiten des Gegenübers in den Hintergrund, und im besten Fall wird es sogar möglich, seine Qualitäten zu erkennen und anzuerkennen.
     
  • Einen klaren Rahmen schaffen: Es gilt zu vereinbaren, was bis wann von wem erreicht werden soll und diese Abmachung verbindlich zu gestalten. Die Rollen der Beteiligten, seien sie direkt in den Konflikt involviert oder nur am Rande betroffen, muss geklärt und offengelegt werden. Zudem bewährt es sich festzulegen, wie im Fall von Differenzen (die unweigerlich auftreten werden) vorgegangen wird.
     
  • Den Blick auf das Positive lenken: In Konflikten liegt die Wahrnehmung oft auf dem Negativen, dem Schwierigen, auf dem, was nicht so ist wie es sein sollte. Dieser Fokus auf das halbleere Glas verstellt den Blick auf die Ressourcen, auf denen trotz des vorhandenen Konflikts aufgebaut werden kann. Das können gemeinsame Erlebnisse und Errungenschaften sein, eine von den Beteiligten geteilte Mission, eine als Team zu lösende Aufgabe, aber auch ganz alltägliche Dinge, die wir als Menschen teilen. Auch eine Prise Humor ist oft hilfreich, um schwierige Situationen zu entkrampfen, etwas Distanz zu gewinnen und einen neuen Anlauf zu wagen.
     
  • Spannungen aktiv angehen: Konfliktsituationen können für Einzelpersonen wie auch für ganze Teams sehr belastend sein. Sie beanspruchen Energie, die für die eigentlichen Aufgaben fehlt. Sie können dazu führen, dass Teams nicht mehr funktionieren oder dass Mitarbeitende aus lauter Frust kündigen. Ausserdem haben sie die Tendenz, sich mit der Zeit zu verhärten – in der Regel lösen sich Konflikte nicht von alleine, so sehr man sich dies insgeheim wünschen würde. Entsprechend gilt es aufmerksam zu sein, Konflikte in einem frühen Stadium zu erkennen und sie anzupacken.

Der Nutzen einer konstruktiven Lösung von Konflikten liegt nicht nur darin, dass die belastende Situation nun behoben ist – obwohl das bereits für sich wertvoll ist. Durch die Lernerfahrung, die die Beteiligten im Prozess machen, können sie ihre Fähigkeit verbessern, mit Konflikten umzugehen. Damit erhöht sich die Resilienz des Teams und seine Leistungsfähigkeit bei der nächsten schwierigen Situation.

Von Dr. Rémy Chrétien